Borkenkäfer
Borkenkäfer
Der Begriff Borkenkäfer (Scolytidae) bezeichnet eine Familie von in den Bäumen lebenden Käfern.
Die Borkenkäfer lassen sich nach Rindenbrütern und Holzbrütern unterscheiden.
Körper:
Größe (meist klein): 1-9 mm, Körper langzylindrisch, seltener gedrungen. Farbe: meist düster gefärbt, hellbraun bis schwarz, selten gelb oder gelbbraun.
Biologie:
Besonders aktiv sind die Borkenkäfer bei Temperaturen über 20 Grad. Ein Borkenkäfer kann bis zu 200 Eier legen. Pro Jahr können zwei bis drei Generationen (je nach Witterung) ausschlüpfen.
Anhand des sogenannten Fraßbildes kann man die jeweilige Art bestimmen.
Die Larven der Rindenbrüter ernähren sich von den saftführenden Schichten des Baumes zwischen Rinde und Holz. Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zum Absterben des Baumes.
Wichtige Käferarten und Ihre bevorzugte Baumarten:
Buchdrucker (Fichte)
Kupferstecher (Fichte)
Waldgärtner (Kiefer)
Eichenbastkäfer (Eiche)
Buchenborkenkäfer (Buche)
Die Larven der Holzbrüter leben im Holzkörper und ernähren sich von – durch das Muttertier angelegten – Pilzrasen (Ambrosia). Hier lassen sich Splintkäfer (die nur die äußeren Holzschichten besiedeln) und Holzbohrer (die auch das Kernholz besiedeln und damit die technischen Eigenschaften des Holzes beeinträchtigen) unterscheiden.
Wichtige Käferarten und bevorzugte Baumarten:
Ulmensplintkäfer (Ulme)
Gestreifter Nutzholzborkenkäfer (an liegendem Nadelholz)
Die Entwicklungsdauer ist sehr unterschiedlich und hängt massgeblich von der Temperatur ab. Die Jahreszeiten und das Mikroklima (Besonnung der Rinde) spielen eine grosse Rolle, was zur Folge hat, dass sich die Generationenfolge im Laufe des Jahres stark verzettelt.
In Tieflagen findet der Flug der überwinterten Käfer und der Neubefall im April und anfangs Mai statt. Ende Juni und im Juli fliegt die erste Generation nach ca. 10 Wochen aus. Die zweite Generation braucht für die Entwicklung nur ca. 8 Wochen und fliegt anfangs bis Mitte September aus oder überwintert in den Frassbildern.
Borkenkäfer überwintern nur einmal. Nach dem Schlüpfen aus der Puppe lebt ein erwachsener Käfer maximal ein Jahr. Bei der Ausbildung von mehr als einer Generation pro Jahr leben die Käfer nur einige Monate.
Borkenkäfer sind Überlebenskünstler. Ein Teil einer Population reagiert nach dem Schlüpfen oder Überwintern sofort auf Duftstoffe und fliegt nur bis zum nächsten Baum. Der andere Teil fliegt weg (Migration) und reagiert erst später auf attraktive Bäume. Experimente zeigen, dass die Mehrheit der migrierenden Käfer innerhalb von wenigen 100 Metern wiedergefangen werden. Es ist aber durchaus denkbar, dass einzelne Käfer auch bis 1 oder 2 km weit aktiv fliegen können.
Normalerweise fliegen die Käfer nur bei schwachem Wind, da sie so gegen den Wind eine Duftquelle gezielt ansteuern können. Geraten die Käfer hingegen ungewollt in stärkere Luftströmungen, können sie über grössere Strecken (mehrere km) verfrachtet werden; wo sie dann landen, ist weitgehend vom Zufall bestimmt.
Probleme:
Im Allgemeinen können sich gesunde Bäume (Fichten) durch Harz gegen Borkenkäfer wehren. So kommt dem Käfer im Ökosystem des Waldes eine wichtige Aufgabe zu, indem er kranke Bäume befällt und so zur Arterhaltung der Bäume beiträgt.
Die Probleme bestehen vor allem bei langanhaltender, trockener Witterung und heißen Temperaturen. Die Borkenkäfer können sich dann explosionsartig vermehren (Jahre mit intensiver Verbreitung sind z. B.: 1994/95, 1999, 2003)
Geht man von einem Geschlechterverhältnis von 1:1 aus, können daraus 20 Weibchen schlüpfen. Geht man weiter von einem 50%igen Erfolg dieser Weibchen aus, verzehnfacht sich die Anzahl von Weibchen mit jeder Generation.
In günstigen Jahren kommt es zu einer Ausbildung von drei Generationen, also zu einer Vertausendfachung der Population (10^3).
Die Käfer können (je nach Witterung) bis zu drei Kilometer weit aktiv fliegen, durch den Wind können sie aber über erheblich weitere Strecken verweht werden.
Bei großflächigen Borkenkäferbefall fallen die Holzpreise auf dem Holzmarkt dramatisch. Für Waldbesitzer entsteht großer finanzieller Schaden.
der Befall von rindenbrütenden Borkenkäfern (wenn es dabei bleibt) führt an sich zu keiner technischen Beeinflussung des Holzes. Aber selbst für Bauholz wird heute die durch den Befall erfolgende Verfärbung im Aussenbereich nicht mehr akzeptiert. Dies hat aufgrund des höheren Verschnitts der Säger einen Wertverlust von mindestens 30% unter dem Niveau des (in den letzten Jahren bereits um 20% gefallenen) Holzpreises für „gesundes“ Holz zur Folge. Im Herbst 2003 wurden in einzelnen Regionen sogar nur mit 75% Abschlag versehene Preise geboten. In diesen Fällen liegen die reinen Holzerntekosten höher. Für ein auf dem Weltmarkt frei gehandeltes Produkt mit Produktionszeiträumen von einigen Jahrzehnten – bei immer wiederkehrender Pflegebedarf und jährlicher Abgabenlast.
Bei der Pflanzung von Monokulturen können sich Borkenkäfer rasant ausbreiten.
Beim Befall von Randbäumen, diese schützen den Wald vor Wind und Sturm, machen den Waldbestand schutzloser. In Folge müssen noch mehr Bäume geschlagen werden.
Massnahmen zur Vermeidung weiterer Ausbreitung:
Vorzugsweise nach Windbruch oder für Borkenkäfer günstige Witterung müssen die Bäume auf Bohrmehl einzeln untersucht werden.
Stehend befallene Bäume sollten unverzüglich eingeschlagen und abtransportiert werden (um einen Übersprung des Befalls von Krone zu Krone zu vermeiden). Um weiteren Abstand zum Waldbestand zu schaffen können die gefällten Bäume auch auf Freiflächen geschleppt werden. Der Abstand zum Wald sollte mindestens 500m betragen.
Verbleibendes Astmaterial sollte abtransportiert werden oder mit einem Forstmulcher zerkleinert werden. Äste unter einem Durchmesser von 3cm mit Rinde stellen keine Gefahr mehr da.
Es muss der noch nicht ausgeflogenen Käferschwarm, der aus tausenden Exemplaren bestehen kann (50.000 bis 100.000 Männchen und Weibchen an einer mittelgroßen Fichte sind durchaus nicht unrealistisch) bekämpft werden.
Larven und gerade geschlüpfte Jungkäfer können durch Entrindung getötet werden.
Ältere Käfer kann man nur durch Rindenverbrennung oder dem Einsatz von Gift entgegenwirken (die Wirtschaftlichkeit liegt auch dabei nur im Eindämmen der weiteren Ausbreitung)
Danach ist der Baum als Fangbaum zu nutzen, der nach Abschluss der Besiedelung unschädlich zu machen ist.
Lockstofffallen dürfen – im Gegensatz zu früheren Empfehlungen – auf keinen Fall zur Bestandskontrolle eingesetzt werden, da sie neben der Fangwirkung eine Konzentration der Käfer in der Umgebung zur Folge haben. Sie sind nur bei konkretem Befall im Rahmen der Unterstützung anderer Maßnahmen zu verwenden.
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Quellen:
Alfred Wulf/Rolf Kehr: Borkenkäfer-Gefahren nach Sturmschäden
Schwerdtfeger, F.: Waldkrankheiten. Paul
Weblinks